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ARBEITEN

02/17

Bild 1

Titel, Jahr,

Technik, Größe

blablablabla

Der weibliche Blick auf die Welt

02/2001 

Ob es weibliche Literatur, Kunst oder Musik gibt, ist umstritten. Dass es aber sehr wohl den weiblichen Blick auf die Welt gibt - und die Welt auch ihren spezifischen eigenen Blick auf Frauen zurückspiegelt -, zeigt die inspirierende Ausstellung im Rahmen des 18. Kulturpfingsten in der Lahrensmühle.

Christina Pasedag, Waldemar Zimbelmann und Janusz Czech, die sich aus Studientagen an der Kunstakademie Karlsruhe kennen, zeigen in ihrer Ausstellung Linol- und Holzschnitte, sowie Acrylbilder und Hinterglasmalerei.

 

Imposant beherrscht ein großes Gemälde den Ausstellungsraum: "C'est la vie!"

Der gesamte Bogen des Lebens von Schwangerschaft, Geburt und Tod (im Altgriechischen war "Leben" und "Bogen" dasselbe Wort) ist dargestellt, verknüpft mit dem "vanitas"-Motiv.

Pasedags Alleinstellungsmerkmal sind Linolschnitte, die sie hinterher bemalt.

Eine weibliche Figur aus diesem Bild kehrt wieder als einzelnes Motiv ("Die Jungfrau") in einer artistischen Biegung ihres Körpers mit überlangen Armen und Beinen. Ob die Frau sich selbst freiwillig verbiegt oder einem gesellschaftlichen Zwang gehorcht, lässt die Künstlerin bewusst offen - aber wieder ist ein Todessymbol mit im Bild.

 

"Bin weder Fräulein, weder schön, kann ungeleitet nach Hause gehen" - so weist Gretchen den dreisten Annäherungsversuch von Faust zurück, und so ist ein weiteres Bild der Ausstellung benannt. Das Gretchen der Künstlerin ist stolz, stark, keusch - und zugleich experimentiert sie mit ihren Reizen. Ein Baumstamm dient dabei als Druckstock und verleiht der Figur zusätzlich Kraft.

 

Die verschiedenen Rollen der Frau - selbst gewählt oder aufgezwungen - stehen im Fokus von Christina Pasedag: Mutter, Verführerin, Tänzerin, Sex-Objekt... Sie selbst hat drei Kinder, das Jüngste trägt sie auf dem Arm, und künstlerisch arbeiten kann sie wohl nur, wenn alle mal im Bett sind.

 

Ihre "Mondfrau" zeigt ikonenhaft ein melancholisches Frauengesicht mit Mond-Heiligenschein - der Mond ist im Französischen ja weiblich.

Eine Dame mit knallroten langen Handschuhen signalisiert Abwehr und erotische Faszination zugleich, und natürlich darf da Eva - Urmutter und Ursünderin - nicht fehlen: Im Holzschnitt sind Bäume, Äpfel, die Schlange im Rund einer Baumscheibe zu sehen - und Eva? Ist sie Lilith, die sinnlich leidenschaftliche Gegenheldin zu Eva oder Venus, die Schaumgeborene?

"Beides", betont die Künstlerin.

Auch in ihrem Bild "Der Tanz" bleibt unentschieden, ob die Figuren, die schemenhaft im Ballonrock - ein Motiv seit ihrer Studienzeit - zu erkennen sind wie in den kaschubischen Röcken eines Günter Grass eher Schutz finden oder doch gefangen sind.

 

Von Doris Alice Caumanns (Stuttgarter Zeitung)

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CHRISTINA PASEDAG

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